´Über die Malerei`, ein Text von dem Künstler Thomas Kemper
Die Malerei von Claudia Larissa Artz zeichnet sich aus durch ihre außergewöhnliche Farbigkeit. In ihrer Helligkeit vorwiegend kühl und metallisch zeigen sich die Farben in der Tiefe auch erdig und warm. Durch eine Vielzahl von Tonbrechungen entsteht ein nuancenreicher, energetischer Farbraum, der fremdartig, aber gleichzeitig auch magisch anziehend wirkt; ein Lichtraum ähnlich dem einer klaren Mondnacht. Der Farbauftrag, häufig in kurzen Pinselstrichen gesetzt, hat ein breites Spektrum von flüssig bis trocken. Ob lasierend oder nur als Abrieb, ist er immer durchlässig und hält die Tiefe des Bildraumes auf lebendige Weise offen.
Eingebunden in diese komplexe Farbigkeit sind geometrische Formen, die sich zu harmonisch und rhythmisch wiederkehrenden Strukturen weiterentwickeln. Sie schweben auf wechselnden Ebenen durch den Farbraum, werfen Schatten, versinken, brechen ab und tauchen unerwartet in aller Klarheit wieder auf. Einige konzentrieren sich zu formstrengen Kompositionen, andere vernetzen sich im steten Fließen kleinster Veränderungen. Von der Anlage her symmetrische Muster verschieben sich hin zum Asymmetrischen, öffnen sich, werden brüchig und verlöschen. Es zeigen sich auch Umkehrungen und Spiegelungen, faszinierend dadurch, dass sich gleichzeitig alles und nichts ändert. Spiralförmig zentrierte Formen entwickeln einen Sog nach innen. Andere drängen zum Rand des Bildes und scheinen sich darüber hinaus fortzusetzen. Dennoch ruhen auch einige gelassen in sich selbst.
Jedes Bild findet sein ganz eigenes Spannungsverhältnis zwischen Farbe und Form, Offenheit und Verdichtung, Bewegtheit und Ruhe. Bei aller Komplexität erscheint diese erstaunliche Malerei in ihrem Ausdruck sehr elementar und pur. Alles an ihr zeugt von einem großen Selbstverständnis und bleibt dennoch unergründlich. Sie zeigt Prozesse des Werdens und Vergehens und schenkt dem Betrachter die Freiheit der Deutung.
Der Text ist anlässlich der ersten Gruppenausstellung der KünstlerInnen Claudia Larissa Artz, Ulla Bönnen, Thomas Kemper und Wolfgang Lüttgens 2014, in der Galerie zone E in Essen, entstanden.